Bericht: Tagesablauf

Mein Tag fängt mit der Organisation im Jugendzentrum immer um 10 Uhr an. Dort haben wir dann eine Stunde, um Vorbereitungen zu treffen, uns über den Plan für den Tag auszutauschen und den Raum vorzubereiten.

Bei Svitac sind mit mir aktuell 3 „local“ Volunteers, also Studentinnen aus Brcko direkt. Außerdem gibt es auch immer „short-time“ Volunteers, die meistens für 2 Monate in der Organisation arbeiten. Bis vor kurzem waren es noch 2 Freiwillige aus der Türkei, aktuell ist es eine Freiwillige aus Finnland. 

Nach der Vorbereitung, kommen um 11 Uhr Kinder im Alter von 3-6 Jahren. Mit der Gruppe sprechen wir am Anfang immer zuerst ein Wenig, häufig darüber, was sie am Morgen gemacht haben. Das „Wir“ bezieht sich übrigens hauptsächlich auf die local Volunteers, da die Kinder in diesem Alter selbstverständlich noch kein Englisch können, und sich meine Fähigkeiten im bosnischen bisher auf ein paar Standardwörter und -phrasen beschränken.

Anschließend an die Erzähl-Runde sprechen wir mit den Kindern über das Thema des Tages. Manchmal in Form eines kleinen Spieles (z.B. mit Zahlen), einer Präsentation (z.B. über Bienen) oder auch mit einem kleinen Einstiegsvideo (z.B. über Igel, die im Herbst ihr Versteck für den Winterschlaf suchen).

Damit die Kinder sich im Anschluss darüber austauschen können, ihre Erfahrungen teilen können, sowie ihre motorischen Fähigkeiten ausbauen können, basteln wir danach immer etwas zum Thema passendes, wie Igel, Bienen, Vögel,…

Wenn wir etwas zu den Zahlen oder zum Alphabet gemacht haben, wird im Anschluss mit einem kleinen Arbeitsblatt die Zahl oder der Buchstabe geübt, mit viel Farbe und Kreativität 🙂

Danach geht es bei gutem Wetter raus, in einen nahegelegenen Park, oder die Kinder spielen drinnen mit Bausteinen, oder wir spielen mit ihnen andere Spiele, wie kleine Puzzle oder Memory.

Nachmittags kommen dann häufig ältere Kinder, die deutsch oder englisch Kurse besuchen, die übrigens alle kostenlos angeboten werden. Dort haben die Kinder die Möglichkeit ihre Hausaufgaben zu machen, oder Sachen aus dem Unterricht zu wiederholen. Die Kinder lernen hier tatsächlich, so wie ich ab der sechsten Klasse Französisch hatte, Deutsch. Das fand ich tatsächlich am Anfang sehr schockierend und unfassbar abstrakt, ist hier aber tatsächlich ganz normal. In meinem anderen Artikel „erster Monat im Projekt“ gehe ich auf die genauen Gründe ein, warum das so ist.

Unabhängig von diesen Deutsch/Englisch Kursen bieten wir seit 2 Wochen auch wieder sogenannte Deutsch und Englisch Workshops für Schüler*innen und Student*innen ab 14 bis 30 Jahren an, in denen es vor allem um die kommunikativen Fähigkeiten in der jeweiligen Sprache geht. In den Treffen spielen wir entweder oder wir reden über aktuelle Themen, die uns beschäftigen, wie zum Beispiel das politische Geschehen in den USA, oder auch einfache Kommunikation über Alltägliches auf Deutsch.

Für die Friedensmission der Organisation immer sehr wichtig, sind die sogenannten „Achtsamkeitstage“, zum Beispiel den Internationalen Tag des Friedens, den Tag der Gewaltlosigkeit, der Demokratie, etc. Diese Tage nutzen wir hier immer um Jugendlichen die Themen näher zu bringen, aber auch durch Berichte und Posts online Aufmerksamkeit zu erregen.

Zu diesen häufig internationalen Achtsamkeitstagen bieten wir manchmal Workshops an, an anderen Tagen sprechen wir mit den Schülerinnen und Schülern in den Englisch Kursen oder Workshops über deren immer aktuelle Themen. Dazu gestalten wir Plakate, auf denen wir unsere Gedanken und unser Verständnis zu den verschiedenen Angelegenheiten aufschreiben und uns darüber austauschen. Bei etwas komplexeren Themen bereiten wir auch kleine interaktive Präsentationen vor, um den Kindern und Jugendlichen die Punkte näher zu bringen, um ihnen so die Möglichkeit zu geben sich darüber auszutauschen und zu diskutieren.

Zweimal in der Woche bekomme ich Sprachunterricht, genannt B/H/S. Das steht für die 3 verschiedenen Sprachen und gleichzeitig auch für die verschiedenen Kulturen und Ethnizitäten, die hier in Bosnien-Herzegowina (vor allem aber hier in Brcko) vorhanden sind und Co-existieren. Bosnisch, Kroatisch und Serbisch. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Sprachen sind wohl weniger als die verschiedenen Dialekte, die es allein in Deutschland gibt. Der gravierendste Unterschied besteht darin, dass das Serbische hauptsächlich in kyrillischer Schrift geschrieben wird. Von der Sprache und dem Sprechen an sich gibt es aber kaum merkliche Unterschiede.